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Endlich wieder ans Meer!

Aktualisiert: 18. Juni 2021

Ein Bericht über die Küste von Trafalgar von Silja Schmid vom 07. Juni 2021

Naturressourcen und wunderschöne weiße Dörfer sowie große Legenden sind die Facetten der Küste von Trafalgar. Hier liegen feine, weiße Sandstrände, Klippen, Feuchtgebiete, Pinienhaine, Weideland und Korkeichenwälder, an einem 40 km langen Küstenstreifen, der sich von Tarifa im extremen Süden bis nach Coníl de la Frontera im Norden hin erstreckt. Das Gebiet an der atlantischen Küste wird von Ruhe und Erholung Suchenden, von Wanderern, und von diversen Tierarten aufgesucht.


In Canos de la Meca, im Zentrum des Küstenstreifens, verschmelzen Meer und Wald, die Kiefernwälder mit den schwindelerregenden Steilküsten und Buchten. Ihre Heimat gefunden haben hier Bachstelzen, Brachschwalben und andere Vögel. Sie leben in den Aushöhlungen der mehr als 100 Meter hohen Felsen, die in der Nähe des Meeresufers mit Süßwasserfällen im Atlantik münden.

Bis aus Nordeuropa angereiste „Langstreckenflieger“ wie z.B. der Steinwälzer, die Trauerseeschwalbe, der Schwarzstorch und Greifvögel wie der Schwarzmilan oder der Schlangenadler überwintern oder brüten in dieser Region, oder sie stärken sich, um den in gefährlichen Aufwinden begründeten, schwierigen Weg von 14 km Länge über das Meer bis nach Nordafrika überwinden zu können.


BALEO CLAUDIA und die Cueva del Moro


Bei Bolonia, eine halbe Stunde Autofahrt von Tarifa in Richtung Norden entfernt, ist die Besiedlung durch den Menschen mindestens seit dem Spätpaläolithikum belegt, wie an den Höhlenmalereien in der Cueva del Moro zu erkennen ist.


Bolonia wartet mit einem weiteren touristischen Höhepunkt kultureller Art auf, die beeindruckende, römische Ausgrabungsstadt Baleo Claudia, vielleicht die Hauptattraktion an dieser Küste. Sie zeigt den römischen Städtebau und das Leben in einer Stadt der Kaiserzeit. Mit dem Meerbeben erlebte die Stadt einen frühen Niedergang, vermutlich im zweiten Jahrhundert nach Christus.


Neben einer guten, permanenten Ausstellung sind auf dem umfangreichen Freigelände Überreste eines Theaters, einer Basilika, eines Forums, eines Marktes, städtische Thermen und Wohnungen, ein Aquädukt und eine Pökelfabrik aus der Zeit des römischen Imperiums auf der iberischen Halbinsel zu sehen. Im Sommer finden hier Konzerte und Theaterveranstaltungen statt.


Auch der ganz im Norden gelegene beliebte kleine Badeort Coníl de la Frontera, 711 bis 1265 maurisch geprägt, lag auf der Via Augusta. Coníl war über die römische Handelsstraße mit Málaga und mit Cádiz bereits Anfang des ersten Jahrtausends gut verbunden.


Die Lage der Küste von Trafalgar, die die strategische Kontrolle über Ein- und Ausfahrt in das Mittelmeer ermöglicht, führte in der Vergangenheit immer wieder dazu, dass viele Völker diese Region, besitzen wollten.

Es wurden Burgen und Wachtürme gegen Piraten und zum Schutz der Bevölkerung gebaut, im 16. Jahrhundert unter Anleitung des Herzogs Medina Sidonia, Generalkapitän des Ozeans und der Küsten Andalusiens. In dieser Zeit dienten die Türme auch der Beobachtung der Thunfische, deren Fischereirecht in den Fischgründen ausschließlich dem Herzog zustand.


ADMIRAL HORATIO NELSON


Bevor wir uns der großen Bedeutung des Thunfisches für diese Region widmen werden, werfen wir einen Blick auf zwei Legenden, vielleicht die bekannteste zuerst: Sie geht auf den Engländer Admiral Horatio Nelson zurück. Eine „Seeschlacht von Trafalgar“ ging in die Geschichte ein: Am 21. Oktober 1805 gewann der damals schon von den Engländern als Nationalheld gefeierte Horatio Nelson den Kampf auf See durch eine überraschende Strategie und Todesmut der Besatzung gegen Napoleon. England wurde auf diese Weise weltweiter Herrscher über das Meer bis hin zum zweiten Weltkrieg. Der Kampf wurde vor der Küste von Trafalgar entschieden. Admiral Nelson wurde durch einen Schuss aus einer Muskete tödlich verwundet. Im Zentrum der britischen Hauptstadt London wurde Nelson zum Dank ein Denkmal errichtet, und der Platz Trafalgar Square benannt.


GUZMÁN EL BUENO und der Thunfischfang

Die in Andalusien am meisten erzählte Legende geht weiter zurück, bis in das 13. Jahrhundert hinein. Der Christ Alonso Pérez de Guzmán (1256-1309) verteidigte Tarifa, die südlichste Stadt der iberischen Halbinsel, gegen die Mauren im Jahr 1294. Die Mauren hielten seinen Erstgeborenen in der Burg zu Tarifa gefangen, und drohten mit seinem Tod, wenn der Christ die Stadt nicht herausgäbe.


Guzmán El Bueno warf den Angreifern seinen eigenen Dolch hin, um seinen Sohn zu opfern für Sicherheit und Leben seines Volkes. Alonso Perez de Guzmán erhielt für dieses große, persönliche Opfer die ehrenhafte Ergänzung „Der Gute“ oder „El Bueno“ auf seinen Nachnamen und hieß fortan Guzmán el Bueno.


Auch die sog. „Almadraba“, die Technik des Thunfischfangs mit Netzen ist von Guzmán El Bueno freigegeben worden, was seiner Familie viel Ruhm einbrachte. Die Almadraba wird bis heute noch an der gesamten Küste von Trafalgar in der Fischerei von Thunfisch angewendet.

Der Thunfisch wird seit Jahrzehnten exportiert in diverse Länder und Kontinente. Anfang Mai findet alljährlich ein Wettbewerb der Restaurants in Coníl statt, die „Route des Thunfischtapas“. Es können ausgefallen dekorierte und kostbarste kleine Speisen vom Thunfisch probiert werden. Ein gastronomisches, aber auch kulturell buntes und vielfältiges Wochenende mit Musik und Ambiente in Coníl mit seinen engen Gassen und kleinen Plätzen, nur ein paar Schritte von Wind und Wellen entfernt.


Für einen kulturellen Aufenthalt in Coníl empfehlen wir einen Besuch im „Torre Gúzman El Bueno“ (vgl. Foto oben). Der so bezeichnete Turm ist Ende des 14. Jahrhunderts erbaut und im 17. Jahrhundert restauriert worden. Von der Burg sind nur noch wenige Befestigungsreste erhalten geblieben. Im 16. und 17. Jahrhundert kam es zu Piraten-Angriffen von Berbern vom Meer. Im 18. Jahrhundert wurde der Turm und Teile der Stadtmauern genutzt für die Installation von Artillerie. Im Unabhängigkeitskrieg waren spanisch-britische Truppen hier untergebracht, die Tarifa vor dem französischen Heer verteidigten (1811-1812). Das kleine Museum bietet einen guten Einblick in das tägliche Leben der Bewohner an der Küste, zur Geschichte des Thunfischfangs und in die Bodenschätze aus dem Umland. Der Thunfisch und die Fischerei sind die wichtigsten Einnahmequellen der Bewohner an dieser Küste im Damals und im Heute, was auch im sehenswerten Interpretationszentrums für den Thunfisch „La Chanca“ in Coníl mit Modellen und Filmen anschaulich dokumentiert ist.


Im Mai schwimmt der Thunfisch in das tiefere Mittelmeer, um dort zu laichen. In dieser Zeit, bis in den Herbst hinein, darf nicht mehr gefangen werden. Die stark gefährdeten Meeressäuger halten sich vor allem dort auf, weil das ständig ins Mittelmeer fließende Wasser in ca. 40 – 80 m Tiefe über eine Schwelle zwischen Tanger und Tarifa strömt und dahinter, wo es bis zu 800 m tief ist, nährstoffreiches Tiefseewasser aufgewirbelt wird, und es dort wärmer ist. Das schafft die Grundlage für einen außergewöhnlichen Fischreichtum. Diese sind Nahrung für die Meeressäuger, insbesondere für gestreifte Delfine, große Tümmler, Grindwale (Pilotwale) und Pottwale, die vor der Küste von Trafalgar ihr Zuhause fanden.

Während sich der Thunfisch jedoch vor dem 10 Meter langen Schwertwal fürchtet, der hier eigentlich nur durchreist, sind die täglich etwa 300 durch die Meerenge von Gibraltar fahrenden Containerschiffe als eine weitaus größere Gefahr für den Meeressäuger einzuordnen.


LAL-LA ZOHRA

In dem charmanten - und vielleicht dem schönsten - Ort der Provinz Cádiz, Véjer de la Frontera, nur ein paar Kilometer ins Hinterland hinein gelegen wird von einer weiteren Legende berichtet: Man schrieb das Jahr 1485 als der Emir Mawlay Ali Ben Rachid, ein Nachfahre des Propheten und der Adelsfamilie der Alami aus Marokko, eine Christin heiratete. Seine Frau trat zur islamischen Religion über, und sie hieß fortan Lal-La Zohra oder Zahra.

Der Emir, der seine Jugend verbrachte, wurde nach seiner Heimkehr Vorsteher der Region Yebala, die im Norden von Marokko am Rif-Gebirge liegt. Er gründete 1471 an dieser Stelle die Stadt Chefchaouen mit sehr ähnlichem Stadtbild, mit engen Straßen von unregelmäßiger Bauweise und weiß getünchten Häusern, damit seine Frau ihre Heimat nicht vermisse. Eine Gedenktafel am Schloss von Véjer erinnert an die beiden Liebenden, deren starkes Band die beiden Orte verbindet. Chefchaouen ist Unesco-Weltkulturerbestadt, und sie ist die Partnerstadt von Véjer de la Frontera.


Rundreisen in charmante Hotels und Landhäuser vom Reiseveranstalter aus Seevetal:

www.andalusiennet.de / info@andalusiennet.de / +49 (0) 4185 9280938

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Quellen:

Geschichten u. Legenden/Costa de Trafalgar – Asoc. para el Desarrollo Rural del Litoral de la Janda

Süddeutsche Zeitung, „Viel zu Thun“, Mirco Lomoth, 24.05.2017

Junta de Andalucía, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia

Die Provinz Cádiz mit der Familie, Patronato Provincial de Turismo, Dip. Cádiz

Firmm, Vögel in der Straße von Gibraltar

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